Eine schmackhafte Frühlingsidee von Monika Widmer.
Der Frühling zeigt sich sonnig, man könnte im Garten arbeiten, aber das Organisieren von «Setzlig» gestaltet sich schwierig im Moment. Zeit, sich mit dem, was im Garten «wild» wächst, anzufreunden. Es gibt so viele Wildkräuter, mit denen man die Salatschüssel und Pfannen füllen kann. Und wer das nicht mag, kann sich an der schlichten Schönheit der kleinen Blütensternchen oder am grossen Nutzen dieser Kräuter für die Wildbienen, Schmetterlinge und sonstiger «Viecher» freuen, ganz nach dem Motto:
"Dem Fröhlichen ist jedes Unkraut eine Blume, dem Ärgerlichen jede Blume ein Unkraut."
(finnisches Sprichwort)
Natürlich kann man nur ernten, wenn der Garten giftfrei ist (keine Herbizide, Fungizide...). Wer Tiere hat, wäscht die Ernte besonders gut. Geerntet wird nie alles: Für die Vermehrung und für die vielen kleinen Nutzniesser im Naturgarten braucht es auch noch etwas!
Wer die Pflanzen noch nicht gut kennt, soll mit Hilfe der lateinischen Namen noch weitere Informationen abrufen zur Sicherheit.
Aber nun los:
1. Das Vielstängelige Schaumkraut (Cardamine hirsuta) wächst in vielen Gärten, ist einjährig und meist verzweigt (=vielstängelig). Es vermehrt sich über die Samen in den länglichen Früchten (s. Bild rechts). Da es sehr schmackhaft im Salat und einfach zu entfernen ist, lohnt es sich, dieses Pflänzchen nicht zu stark wegzujäten. Ein Vorteil ist auch seine lange Vegetationszeit: Oft kann man schon im Februar erste Blättchen ernten. Sie schmecken oft senfartig scharf, manchmal milder, je nach Standort und Trockenheit. Kleingeschnitten kann man das ganze Kraut als Salatbeigabe nutzen oder als Würze in Dipsaucen, etc...
2. Das Wiesenschaumkraut (Cardamine pratensis)
blüht als eine der ersten Blumen auf der Wiese. Es wird höher als seine vielstängelige Schwester, muss es doch aus der zwar noch kurzen «Konkurrenz» herauswachsen. Sein Geschmack ist milder, aber ebenfalls eine feine Ergänzung im Salat. Zusätzlich sehen die Blüten auf dem Teller hübsch aus.
Vielleicht ist das Wiesenschaumkraut besser bekannt als «Bettseicherli». Woher es diesen Namen hat, weiss niemand genau...
Wer es nutzt, soll nie alles ernten: Die Raupe des Aurora-falters ist auf das Wiesenschaumkraut als Nahrungspflanze angewiesen, wie auch auf den weiter unten beschriebenen Knoblauchhederich.
Ebenfalls häufig anzutreffen daran ist ein klebriger Schaum. Darin sitzt -geschützt vor Feinden oder vor dem Austrocknen- die Larve der Schaumzikade.
3. Die Vogelmiere (Stellaria media aggr.) ist auch
unter dem Namen «Hühnerdarm» bekannt.
Vielleicht, weil man den Stängel vorsichtig brechen kann und darin trotzdem noch einen langen, unversehrten und dünnen Faden («Hühnerdarm») findet?
Die Vogelmiere hat hübsche, kleine, sternförmige (=Stellaria) Blüten. Auch sie kommt fast überall in den Gärten und auf Äckern vor und bei mir taucht sie regelmässig in den ver-waisten Tomatentöpfen vor dem Haus auf.
Dort ist sie gut geschützt und liefert auch durch den Winter frisches Grün: Die nussige Frische der ganzen, klein-geschnittenen Vogelmiere peppt bei uns regelmässig bis in den Frühling hinein die bleichen Wintersalate auf.
5. Der Löwenzahn (Taraxacum officinale) Auch der allseits bekannte und allseits vorkommende Löwenzahn ist vielseitig nutzbar. Es gibt Leute, die ihn verteufeln, da er sich kaum aus dem Garten ausrotten lässt. Aber warum eigentlich ausrotten? Er bietet so vielen Insekten Nahrung in seinem gelben Blütenkopf. Und kaum ein Kind hat nicht schon mit seinem Stängel «Wasserleitungen» quer durch den Garten gebaut oder den oberen Teil des Stängels zu «Locken» eingeritzt und der so entstandenen Tröte lustige Töne entlockt. Natürlich nicht, ohne den Mund zu verziehen wegen dem Bitterstoff auf der Zunge... Gerade der Bitterstoff ist aber ein Grund, weshalb wir den Löwenzahn nutzen sollten.
Er regt die Verdauung an und hilft damit den Körper zu entgiften. Während seine Blätter oft für den Frühlingssalat genutzt werden, kann aus der Blüte eine Konfitüre oder ein Gelée hergestellt werden (Rezepte gibt es viele online). Auch die Wurzel wäre z. B. geröstet als Kaffee-Ersatz
nutzbar. Für mein Lieblingsrezept nutze ich die kurze Zeit vor der Löwenzahnblüte: Die noch geschlossenen Knospen (Bild) dünste ich gern im Olivenöl an und schmecke alles mit Salz und Pfeffer ab. Mmmm.
Das Gleiche kann man übrigens auch mit den Blättern machen, wenn sie nicht mehr zart genug sind für den Frühlingssalat. Die Blätter sind nämlich ganzjährig nutzbar. Ein weiterer Grund, den Löwenzahn zu schätzen!
4. Der Knoblauchhederich (Alliaria petiolata)
Wie der Name sagt, riecht der Knoblauchhederich stark nach Knoblauch, wenn man ein Blatt zerreibt oder zer-schneidet. Das heisst, der Knoblauchhederich, der gern auf Schuttplätzen, am Wegrand und an Gebüschrändern vorkommt, lässt sich als Knoblauch- und Schnittlauchersatz in der Küche nutzen oder als Bärlauchersatz für Daheim-gebliebene. Am besten ist er frisch geschnitten über Salat, auf Frischkäse, im Kräuterquark. Auch zu Pesto verarbeitet ist er fein.
Jetzt gerade wächst er erst und bildet eher rundliche, herz-förmige Blätter (Bild). Später, am Stängel, sind die Blätter spitziger. Der Knoblauchhederich blüht weiss, wobei sich die Pflanze oben verzweigt und jeweils mehrere kleine, weisse und «kreuzförmigen» Blüten bildet.
Die Kreuzform deutet auf die Pflanzenfamilie der «Kreuz-blütler» hin, zu welcher auch die weiter oben genannten Schaumkräuter gehören.
Auch sie haben dieses Blütenmerkmal. Wie oben bereits erwähnt: Wer den Knoblauchhederich gern zum Essen nutzt, soll unbedingt mit der Raupe des Aurorafalters teilen. Er verdankt es uns mit seinem fröhlichen Gaukelflug als Schmetterling.
Bald ist Ostern: Alle genannten Pflanzen können feingeschnitten und wohldosiert die Quarksauce oder Mayonnaise für den Eierdip bereichern. Und wer hat schon nicht die hübschen Blattformen zum Eierfärben genutzt.... Frohe Ostern!
M.W.