Was ist Umwelteinsatz Schweiz?
Jodok: Umwelteinsatz Schweiz plant und vermittelt Gruppeneinsätze von Freiwilligen zum Schutz und zur Pflege der Natur. Dabei werden die Teilnehmer sensibilisiert für die Natur und gefährdete Landschaften.
Wie bist du auf das Angebot gestossen?
Ich fand diesen Kurs im Internet.
Mir gefallen die Arbeit im Freien und der Einsatz für die Natur. Dazu interessiert mich der Bau von Trockenmauern.
Wo fand dein Kurs statt?
In La Brévine. Wir bewohnten ein altes Bauernhaus, das dem Altersheim Le Locle gehört. Das Haus ist eingefriedet mit einer Trockensteinmauer, die aber in einem sehr schlechten Zustand war und zum Teil noch ist.
Wer betreute den Einsatz?
Karl Gerber. Das Bauen von Trockenmauern ist sein Beruf. Auch Franz Weber, den wir kürzlich im Freiamt besucht hatten, betreut Kurse im Bereich Trockenmauern.
Wer war Auftraggeber?
Das Altersheim Le Locle. Vom Altersheim bezogen wir auch das vorzügliche Essen? Im Kurs ging es darum, die etwa 1.10 m hohe, bröckelnde Einfriedungsmauer um den alten Bauernhof zu erneuern.
Hier zwei Beispiele von Mauern, die vor ca. 7 Jahren erstellt wurden.
Wie viel kostete der Kurs?
340.- Fr. Inbegriffen sind die Ausbildung, Kost und Logis. Die Fahrt berappte ich selber.
Wie setzte sich die Gruppe zusammen?
Wir waren 10 Personen, vier Frauen, sechs Männer, zwei Pensionierte, ein Jurist, ein Biologe. Abwechslung brachten auch die welschen Teilnehmer. Die Leute suchten eine Auszeit oder wollten irgendetwas Handfestes vollbringen.
Zum Mauerbau: Welche Werkzeuge und Materialien kamen zum Einsatz?
Wir holten in einem nahen Steinbruch Kalksteine in verschiedener Grösse (20-50 cm lang, 30 cm hoch). Die alten Steine waren nur zum Teil verwendbar, weil sie sehr brüchig sind. Zum Hinterfüllen eigneten sie sich allerdings dennoch.
Werkzeuge:
- Fäustel
- Maurerhammer
- Setzeisen
- Spitzeisen
- Preller
Zusätzlich benötigt man Karette, Schnüre und Dachlatten.
Wie ging nun der Mauerbau vor sich?
Zuerst trugen wir die alte Mauer ab und sortierten die Steine. Danach schaufelten wir einen Graben. In diesen legten wir grosse Steine als Fundament. Ein Schnurgerüst zeigte uns vor, wie die Mauer auszusehen hatte. Die 1.10 m hohe Mauer hat einen Anzug von 12 %, das heisst, die Krone der Mauer ist 12 % schmäler.
Wie ging es weiter?
Wir legten Stein um Stein. Weil die Mauer von zwei Seiten einsehbar ist, muss sie von beiden Seiten her gut aussehen. Genaue Lagen sind bei dieser Art Mauerbau nicht zwingend. Allerdings müsste die oberste Lage einigermassen waagrecht sein.
Warum?
Als regionale Eigenart werden die obersten Steine aufgestellt. Sie geben der Mauer den nötigen Halt.
Wie konntet ihr die Steine transportieren?
In der Regel alleine, sonst zu zweit oder mit der Karette.
Wie viele Steine werden gebraucht?
Auf einen Laufmeter (Höhe 1 m) geht man von einer Tonne Stein aus.
Was brachtet ihr in dieser Woche zustande.
Wir bauten eine 13 m lange Trockenmauer. Meinen Abschnitt bezeichneten die andern Kursteilnehmer als einen der schönsten.
Gratuliere Jodok. Davon kann ich mich dank der Bilder selber überzeugen. Könntest du bereits eine Trockenmauer selber bauen?
Kaum, ich bräuchte zu viel Zeit. Ich plane aber nächstes Jahr wiederum einen Einsatz, damit ich das Handwerk noch besser lerne. Trockensteinmauerbau verlangt viel Erfahrung. Allerdings muss ich mich nächstens anmelden, die Kurse sind sehr gefragt.
Wem kannst du diesen Kurs empfehlen?
Allen Leuten, die Freude an der Natur haben, an der Arbeit im Freien bei jedem Wetter und am Material. Ich zum Beispiel arbeite sehr gern mit Steinen.
Worin besteht der Nutzen für die Natur?
Wir arbeiteten ja ohne Mörtel. So bietet eine solche Mauer Verstecke und Jagdgründe für viele Tiere wie Eidechsen, Blindschleichen, Wiesel, Schlangen, Amphibien, Vögel, Insekten.
Vielen Dank Jodok für deinen Einsatz für die Natur und dieses Interview.
Niklaus Huber
Adressen und Literatur:
Literatur: Trockenmauern, Anleitung für den Bau und die Reparatur
Paul Haupt Verlag
Dieses Werk erhielt 1996 die Auszeichnung „20 schönste Bücher 1996“
Tatsächlich, das Büchlein im Querformat A6 ist sehr gut verständlich geschrieben und ist illustriert mit wunderschönen Bleistiftzeichnungen.
Auf gewachsenem Boden und bei Mauern, die keine Stützfunktion übernehmen müssen, kann auf eine Fundation verzichtet werden.
Falls eine Mauer ersetzt werden soll, muss die bestehende abgetragen werden.
Auf diesem Bild sieht man die dritte Lage mit Hinterfüllung und beim Schnurgerüst den "Anzug", das heisst, die Mauer muss sich mit ca. 12 % nach hinten neigen, damit nicht der Eindruck entsteht, sie kippe vornüber.
Hier sieht man gut: Die Mauer muss nicht in gleich hohen Schichten gebaut werden.
Da die vierte Lage in unserem Beispiel von beiden Seiten einsichtbar ist, wird diese beidseitig mit Mauersteinen erstellt. In der Mitte wird sie mit kleineren Steinen bündig aufgefüllt.
Als Abschluss werden ca. 40 cm hohe Decksteine auf die Mauer gestellt (Schwerarbeit!).
Unsere Gruppe "Mauerbau" in La Brévine (10. bis 16. Juni 2012)